In den letzten drei Tagen habe ich gemerkt, wie wichtig der Wind bei einer solchen Tour ist. Die Strecken waren meist flach und/oder entlang der Küste, so dass es keinen natürlichen Windschutz wie Hügel oder Wälder gab.
Hier das flache Land von heute.
Meine Strategie, in den ersten Tagen bis Nantes öfter mal Gegenwind zu haben, um auf der Rückfahrt an der Küste mit Windunterstützung zu fahren, war goldrichtig. Allein, der Wind nahm seine strategische Rolle nur sehr unzureichend wahr. Genau genommen verkehrte er sie ins Gegenteil. Wenigstens war er stärker als sonst. Meine Wetterapp sagt auch, dass er zum Wochenende hin die richtige Richtung gefunden haben wird. Dann werde ich aber wohl schon in Calais sein und damit tendenziell auf dem Weg nach Süden.
Meine erste Station heute war das wunderschöne Honfleur. Hier Bilder vom Markt und der sehr ungewöhnlichen Kirche Sainte Catharine. Sie hat zwei Schiffe/Altare, eine Dachkonstruktion gleich Schiffsrümpfen und ist fast vollständig aus Holz gebaut.
Die Badorte im heutigen Teil der Route sind viel schöner als die gestrigen. Den letzten Teil von Étretat nach Fécamp kannte ich sogar schon, weil wir vor einigen Jahren in Fécamp in Sommerurlaub waren. Ich bin heute auf dem selben Campingplatz. Übrigens dem einzigen, den ich kenne, durch den eine EuroVelo-Route mitten durch führt. Hier der Blick von meinem Zelt.
Nun aber zur Brücke der Normandie.
Sie verbindet Honfleur und Le Havre an der Seinemündung. Als ich am Campingplatz gestern mit dem französischen Radfahrer sprach, war er kurz vorher über diese Brücke gefahren und beim Erzählen noch ziemlich aufgeregt, weil er die Überfahrung zu Recht als gefährlich empfand. Zweispurig je Fahrtrichtung rauschen PKWs und LKWs an einem vorbei, man fährt selbst auf einem relativ schmalen Streifen, der nur durch eine Markierung von der Fahrbahn getrennt ist.
Ohne bis heute über diese Brücke gefahren zu sein, kann ich mich als Experten zu dem Thema bezeichnen. Sie ist ein echtes Thema unter Bikern und ich habe auf meiner bisherigen Tour mit vielen darüber gesprochen.
Die erste Möglichkeit ist die Umgehung der Brücke, indem man ins Landesinnere bis zur nächsten Brücke fährt. Das kostet einige zusätzliche Kilometer auf wenig attraktiver Strecke.
Die zweite Möglichkeit ist, einen Bus zu nehmen. Es gibt dafür einen Bus mit Fahrradträger (Bus 35).
Als dritte Möglichkeit bleibt tatsächlich die Überfahrung. Hier gibt es aber nochmal zwei Varianten, die sich wesentlich unterscheiden. Entweder man fährt den Fahrradstreifen mit den oben genannten Risiken. Oder man weicht einfach auf den direkt daneben verlaufenden, aber baulich getrennten Fußgängerweg. Die Risiken sind weg. Es gehen ohnehin kaum Leute zu Fuß über die Brücke. Das war genau meine Option. So der Plan. Doch wieder mal kam es anders.
Es gibt tatsächlich noch eine vierte Möglichkeit, von der ich erst heute erfahren habe. Sie ist nicht allgemein bekannt und auch nicht jedem zugänglich, die VIP-Variante. Man lässt die eine Seite der Brücke sperren - auf der anderen Seite sind ja noch je eine Spur je Richtung möglich - und die VIP kann entspannt und in aller Ruhe zwei Fahrbahnstreifen nutzen.
Die Franzosen machen keinen Bohei um meine tourdefrance? Klaro.