Donnerstag, 30. Juni 2022

38. Tag: 111 km nach La Roche-en-Ardenne

Es ging zunächst die schöne Landschaft der Meuse entlang bis Dinant. Die Stadt hat eine jahrhundertealte Zitadelle und sie ist Geburtsort des Erfinders des Saxophons, Adolphe Sax.



Ich bin dann noch weiter bis La Roche gefahren. Der Sinn des späteren Tages lag darin, mir klar zu machen, welches Glück ich auf der Tour mit dem Wetter hatte. Es geht nämlich auch anders. Ich habe es vor Beginn des Regens in einen kleinen Supermarkt geschafft und mir dort das gesamte Sortiment zwei Stunden lang angeschaut, bis der Regen schwächer wurde. Weil ich bis zum nächsten Hotel 8 km im Regen hätte fahren müssen, bin ich stattdessen zum nahen Campingplatz gefahren und habe gefragt, ob sie irgend etwas mit Dach über dem Kopf anbieten. Jetzt sitze ich in einem Hauszelt mit Platz für vier und höre entspannt dem Regen zu. Und für Morgen ist Sonne angesagt.

Mittwoch, 29. Juni 2022

37. Tag: 95 km über Sterrebeek nach Malonne

Das Vorderrad war an der Reihe. Schlauchaustausch in 7 Minuten. Dabei Aufpumpen allerdings mit einer geliehenen ordentlichen Pumpe.

Das Highlight des heutigen Tages wurde bereits am Vorabend vereinbart. Jörg, ein BASF-Kollege, mit dem ich in den letzten Jahren sehr sehr gerne zusammen arbeiten durfte - Pferde stehlen wäre möglich gewesen - und der jetzt für BASF in Belgien arbeitet, teilte mir mit, dass er den Blog gelesen habe und ich gerade mal 10 Autominuten von ihm entfernt sei. Also bin ich heute auf drei Kaffee und köstliche selbstgemachte Zimtschnecken nach Sterrebeek zu Jörg und seiner Familie gefahren. 



Ich habe von Becci und Jörg noch Tipps zu schönen belgischen Orten auf meiner Route (und zwei Zimtschnecken) mitbekommen. 


Nachmittags bin ich dann zu einem der Orte, Namur, gefahren und ganz in der Nähe auf einem Campingplatz gelandet. Namur ist ein schönes Studentenstädtchen, es erinnerte mich ein wenig an Fribourg in der Schweiz. Hier einige Studenten beim Lernen.



Heute Abend hatte ich auf dem Campingplatz einen Austausch mit einem Paar aus Holland. Sie wollen nach Santiago de Compostela. Sie sind seit drei Tagen unterwegs, waren aber jetzt schon fix und fertig - oje.


Ich erkläre mal noch, weshalb ich etwas über 4.000 statt der gedachten 3.500 km fahren werde, obwohl ich die geplante Route nicht wesentlich geändert habe. Ich hatte die Kilometerangaben der EuroVelo-Routen (richtig) zusammen gezählt, aber ich hatte zusätzliche Kilometer für Fahrten zu Zeltplätzen, Einkaufen, Sightseeing und gelegentlich auch mal Verfahren nicht berücksichtigt. 

Dienstag, 28. Juni 2022

36. Tag: 88 km über Brüssel nach Overijse

And the winner is: Luise from Oslo! Es ging mal wieder um die Kollegen der anderen Tour de France. Die werden im Juli innerhalb von 24 Tagen ~ 3.350 km fahren und dann platt sein. Gut, ich habe für die gleiche Distanz 34 Tage benötigt, aber ich mache noch weiter wie der Duracell-Hase. Heute sind es über 3.500 km.

Bei Oslo kann ich aus organisatorischen Gründen derzeit leider nicht zusagen, dass ich den Sekt mit dem Fahrrad vorbei bringen werde. @Stefan: Du bist immerhin auf einem guten Weg, eine Flasche Sekt für die meisten Kommentare abzustauben.

Heute ging es nach Brüssel. Auf dem Weg lag Schloß Gaasbeek.


Einige Eindrücke aus Brüssel.



MIM - Musikinstrumentenmuseum.


Natürlich konnte ich für die Nacht nicht in Brüssel bleiben - viel zu laut. Und so bin ich letztendlich in Overijse gelandet.

Lekker Nacht. So sagen die hier wirklich.

Montag, 27. Juni 2022

35. Tag: 72 km nach Geraardsbergen

Zeit für das 2. Gewinnspiel. Wer als erstes diese Frage beantwortet, bekommt die nächste Flasche Ellerstadter Riesling brut: Ich habe gestern die Marke von 3.350 Kilometern überschritten - wen werde ich damit in 2022 übertrumpfen?

An dem schönen Campingplatz habe ich mir mit der Abfahrt besonders viel Zeit gelassen. Unter anderem gab es ein längeres Gespräch mit einem niederländischen Paar, das mir seinen erstmals eingesetzten Mini-Caravan ausführlich demonstrierte.

Die Etappe war meist brettflach und ging an Kanälen entlang.

Ich kam auch an einem Abschnitt der Flandernrundfahrt vorbei. Dort waren die Namen aller bisherigen Sieger seit 1913 im Abstand von circa 10 Metern auf der Straße verewigt und einige ausgewählte wurden hier auch mit Bildern gezeigt, zum Beispiel „De Leeuw van Vlaanderen“ (Johan Museeuw) und „De Kannibaal“ (Eddy Merckx).

Diese Bilder habe ich mir unter einem Baum stehend über eine Stunde lang angesehen. Dann wurde der Regen schwächer und ich bin weiter gefahren. Im nächsten Ort Ranse habe ich mir ausführlich die „Shopping Plaza“ angesehen, um zu trocknen und das Ende des Regens abzuwarten.

Weil ich danach den Einstieg in die EuroVelo-Route nicht gleich gefunden habe, habe ich ein belgisches Bikerpaar angesprochen. Sie kannten sich offensichtlich sehr gut in der Gegend aus, wussten aber nichts von einer EuroVelo-Strecke. Sie hatten eine Idee, wo die überhaupt sein könnte. Das sei aber schwer zu finden. Also sind sie kurzerhand mit mir gefahren und nach circa 3 Kilometern gab es dann tatsächlich das erste EuroVelo-Schild.

Die Anzahl der Campingplätze in Belgien in der Nähe der Eurvelostrecke ist sehr überschaubar. Deshalb habe ich meine Tour für heute in Geraardsbergen beendet.


Sonntag, 26. Juni 2022

34. Tag: 137 km nach Zwevegem

An den an einem Tag gefahren Kilometern kann man nicht nur erkennen, woher der Wind weht, sondern auch, wie mir eine Gegend gefallen hat. Heute war einiges dabei, das ich gerne hinter mir lassen wollte. Insbesondere die letzten Stunden in Frankreich in der Gegend um Lille zeigten wenig schönes und waren laut.

Ich bin deshalb bis Belgien gefahren und auf diesem tollen Campingplatz gelandet. Er gehört zu den Top 2 meiner Tour.


Ente gut, alles gut.



33. Tag: 128 km über Calais nach Nordausques

Die Etappe begann lustig. Weil ich in Stella-Plage kein Hinweisschild gesehen hatte, habe ich einen Franzosen gefragt, ob er weiß, wo hier der EuroVelo Richtung Calais langgeht. Er meinte, ich müsse zunächst nach Étaples fahren, von da sei es dann einfach. Auf die Frage, wie ich nach Éstaples komme, meinte er, ich solle ihm hinterher fahren. Er ist dann tatsächlich 7 Kilometer mit dem Auto vor mir hergefahren, hat zwei mal angehalten, um andere Autos vorbeizulassen und hat mir am Schluss den weiteren Weg erklärt.

In Calais war aber Schluss mit lustig. Da Calais Etappenort der anderen Tour de France ist, war mit der UCI (Union Cycliste Internationale) abgestimmt worden, dass meine tourdefrance sich dort heute mit der anderen, nach deren Zielankunft, treffen sollte. Die Stadt hatte sich toll auf diesen Event vorbereitet. Hier eine der geschmückten Straßen.



Und was passierte? Nichts! Die Burschen waren zu langsam! Sie werden voraussichtlich erst am 5. Juli Calais erreichen.


Und das Verrückte ist: Deren verspätete Ankunft wird vermutlich ein riesiges internationales Medienereignis werden, während mein rechtzeitiges Eintreffen eher lokalen, um nicht zu sagen persönlichen Charakter hatte. Und wartet’s mal ab - am 5. Juli wird kein Reporter erwähnen, dass die alle zu langsam waren.


Auf diesem Platz hätten eigentlich die 177 Teilnehmer der beiden Touren stehen sollen.



Plakate für die verspätete Ankunft wurden gleich vorbereitet.




Nach dieser Pleite in Calais bin ich noch einige Kilometer weiter bis Nordausques gefahren. Ein Ort und vor allem ein Campingplatz, den man nicht erlebt haben muss.





Samstag, 25. Juni 2022

32. Tag: 114 km nach Berck

Heute ist wieder ein besonderer Geburtstag in der Heimat. Herzlichen Glückwunsch Fritz. Da ich nicht weiß, ob Du willst, dass alle Dein Alter erfahren, schreibe ich dazu lieber nichts. Zum Frühstück gab es heute wieder das übliche.


Meine Tour heute war wieder unglaublich abwechslungsreich. Es begann leicht hügelig und wurde dann völlig flach. Hier der Übergang.



Es ging dann ans Meer, auch auf einem Radweg in den Dünen.




Anschließend um die sehr schöne Bucht der Somme.



Gefallen hat mir der Hinweis, dass diese Brücke auf maximal 5 Pferde begrenzt ist. 



Und vorher schon war mir diese kluge Form der Fahrradsicherung aufgefallen.



Hier noch ein Foto von meinem heutigen Zeltplatz. Falls noch 21 andere Biker kommen, steigt ein tolles Fußballspiel.




Donnerstag, 23. Juni 2022

31. Tag: 121 km nach Le Tréport

Hört ihr es auch?

Stille.

Windstille!

Es war wirklich ein Vergnügen, heute Fahrrad zu fahren. Nur Fliegen ist schöner.

Es ging in Fécamp zunächst mal serpentinenförmig hoch zur Kirche Notre-Dame-du-Salut. Hier ein Foto von oben und eins von den Klippen von gestern Abend. Diese Klippen und das Meer hat Claude Monet 1881 als Motiv für eines seiner Bilder ausgewählt. Hätte er das Bild gestern Abend gemalt, wäre direkt links neben den Klippen mein Zelt zu sehen.



Das Muster hat sich heute mehrmals wiederholt: runter in kleinen Ort mit solchen Klippen fahren, anschließend wieder hoch ins Landesinnere, usw.. So kamen auch wieder 900 Höhenmeter zusammen. Hier zum Beispiel Pourville. Auch hier gibt es ein Bild von Monet.


Und für alle, die noch eine Unterkunft für die Sommerferien suchen, hier ein heißer Hoteltipp: Château de Sissi, indem Selbige den Sommer 1875 verbracht hat.

Gelandet bin ich für diese Nacht in Le Tréport und ich bin heute Abend noch durch die Stadt spaziert, die natürlich auch ihre eigenen Klippen hat (1. Foto). Es ist der letzte Ort der Normandie auf meiner Tour. Morgen geht es dann in die Region Hauts-de-France. Beim Spaziergang durch Tréport hat mir besonders der Blick nach Mers-les-Bains gefallen, der ersten Station meiner Tour morgen (2. Foto).



Bis heute waren es nun über 3.000 Kilometer.


Mittwoch, 22. Juni 2022

30. Tag: 98 km nach Fécamp

In den letzten drei Tagen habe ich gemerkt, wie wichtig der Wind bei einer solchen Tour ist. Die Strecken waren meist flach und/oder entlang der Küste, so dass es keinen natürlichen Windschutz wie Hügel oder Wälder gab. 

Hier das flache Land von heute.

Meine Strategie, in den ersten Tagen bis Nantes öfter mal Gegenwind zu haben, um auf der Rückfahrt an der Küste mit Windunterstützung zu fahren, war goldrichtig. Allein, der Wind nahm seine strategische Rolle nur sehr unzureichend wahr. Genau genommen verkehrte er sie ins Gegenteil. Wenigstens war er stärker als sonst. Meine Wetterapp sagt auch, dass er zum Wochenende hin die richtige Richtung gefunden haben wird. Dann werde ich aber wohl schon in Calais sein und damit tendenziell auf dem Weg nach Süden.

Meine erste Station heute war das wunderschöne Honfleur. Hier Bilder vom Markt und der sehr ungewöhnlichen Kirche Sainte Catharine. Sie hat zwei Schiffe/Altare, eine Dachkonstruktion gleich Schiffsrümpfen und ist fast vollständig aus Holz gebaut.



Die Badorte im heutigen Teil der Route sind viel schöner als die gestrigen. Den letzten Teil von Étretat nach Fécamp kannte ich sogar schon, weil wir vor einigen Jahren in Fécamp in Sommerurlaub waren. Ich bin heute auf dem selben Campingplatz. Übrigens dem einzigen, den ich kenne, durch den eine EuroVelo-Route mitten durch führt. Hier der Blick von meinem Zelt.

Nun aber zur Brücke der Normandie. 

Sie verbindet Honfleur und Le Havre an der Seinemündung. Als ich am Campingplatz gestern mit dem französischen Radfahrer sprach, war er kurz vorher über diese Brücke gefahren und beim Erzählen noch ziemlich aufgeregt, weil er die Überfahrung zu Recht als gefährlich empfand. Zweispurig je Fahrtrichtung rauschen PKWs und LKWs an einem vorbei, man fährt selbst auf einem relativ schmalen Streifen, der nur durch eine Markierung von der Fahrbahn getrennt ist.

Ohne bis heute über diese Brücke gefahren zu sein, kann ich mich als Experten zu dem Thema bezeichnen. Sie ist ein echtes Thema unter Bikern und ich habe auf meiner bisherigen Tour mit vielen darüber gesprochen.

Die erste Möglichkeit ist die Umgehung der Brücke, indem man ins Landesinnere bis zur nächsten Brücke fährt. Das kostet einige zusätzliche Kilometer auf wenig attraktiver Strecke.

Die zweite Möglichkeit ist, einen Bus zu nehmen. Es gibt dafür einen Bus mit Fahrradträger (Bus 35).

Als dritte Möglichkeit bleibt tatsächlich die Überfahrung. Hier gibt es aber nochmal zwei Varianten, die sich wesentlich unterscheiden. Entweder man fährt den Fahrradstreifen mit den oben genannten Risiken. Oder man weicht einfach auf den direkt daneben verlaufenden, aber baulich getrennten Fußgängerweg. Die Risiken sind weg. Es gehen ohnehin kaum Leute zu Fuß über die Brücke. Das war genau meine Option. So der Plan. Doch wieder mal kam es anders. 

Es gibt tatsächlich noch eine vierte Möglichkeit, von der ich erst heute erfahren habe. Sie ist nicht allgemein bekannt und auch nicht jedem zugänglich, die VIP-Variante. Man lässt die eine Seite der Brücke sperren - auf der anderen Seite sind ja noch je eine Spur je Richtung möglich - und die VIP kann entspannt und in aller Ruhe zwei Fahrbahnstreifen nutzen.






Die Franzosen machen keinen Bohei um meine tourdefrance? Klaro.



Dienstag, 21. Juni 2022

29. Tag: 68 km nach Équemauville

Heute ging es flach und windstill los. Man musste zunächst wieder einige Kilometer ins Landesinnere fahren, um den Canal de Caen à la Mer und die Orne überqueren zu können.

Wirklich flaches Land.


Danach ging es durch einige Badeorte mit vielen Bausünden, wie hier zum Beispiel Villers-sur-Mer. Die Bettenburgen schlafen noch und warten auf den Saisonbeginn.


Die EuroVelo-Strecke oft im Landesinneren auf teilweise schlechten Radwegen hatte mir nicht gefallen, so dass ich ab Tourgéville auf der Küstenstraße gefahren bin. Das ging heute mit wenig Autoverkehr gut, in den französischen Ferien ist das bestimmt keine gute Idee. 

Da heute für hiesige Verhältnisse sehr gutes Wetter war, habe ich mir einen Campingplatz mit Schwimmbad ausgesucht und bin früh dort hin gefahren. Man merkt, dass viele Campingplätze nach Lösungen für den Radcamper-Trend suchen. Dieser Platz hatte sich seinen Spielplatz als den passenden Ort für uns ausgesucht.


Das andere Zelt ist von einem französischen Radler. Er ist heute aus Le Havre über die Normandie-Brücke gekommen. Dazu mehr dann morgen.




28. Tag: 77 km nach Quistreham

Meine heutige Route entsprach ziemlich genau der aus diesem Plan des amerikanischen Informationszentrums am „Pointe du Hoc“. 


Die Erinnerung an die Invasion der Alliierten in der Normandie war heute allgegenwärtig. Und es ist eine andere Erfahrung, das mit dem Fahrrad entlang zu fahren, als mit dem Auto einzelne Punkte zu besuchen. Dabei gab es Formen der Erinnerung, die ich wertvoll und wichtig finde, wie beispielsweise dieses Informationszentrum, das u. a. an den Strand und Bunkeranlagen am Pointe du Hoc führte.



Auch einzelne Denkmäler wie diese Landungsbrücke fand ich beeindruckend.



Es gab aber auch viele Formen der Erinnerung, mit denen ich nichts anfangen kann, wie beispielsweise die vielen kitschigen Souvenirläden zum D-Day und den wahlplakatsähnlichen WWII-(Worldwar II-)Heroes, die an jeder Strandpromenade hängen. Und zu Badestrandzugängen wie diesem finde ich auch keinen Zugang.



Mehr als einmal habe ich heute an den nicht endenden Wahnsinn in der Ukraine gedacht.

Abschluss: RömerMan in Ladenburg und Lichterfest in Schwetzingen

Der Tourabschluss war ein zweifaches Erlebnis. Der Triathlon „RömerMan“ in Ladenburg bestand aus 1,8 km Schwimmen im Neckar, 41 km Radfahren...